Landpyramide

Landpyramide

Entenhausinsel mit Fischreiher

Entenhausinsel mit Fischreiher

Branitzer Schloss

Branitzer Schloss

Grabsteine der Familie v. Pückler

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Den Branitzer Park versteht man am ehesten, wenn man sich seine Entstehungsgeschichte vergegenwärtigt. Sein Schöpfer ist Hermann Fürst von Pückler-Muskau, der gerade sein grossherrschaftliches Anwesen Muskau verloren hatte,als er im Winter 1845/46 nach Branitz umsiedelte. Hier musste Pückler ganz von vorne anfangen. Gottfried Semper, der die Gebäude von Branitz am 1. April 1847 besichtigte, zeichnet in seinen Briefen das Bild eines heruntergekommenen herrschaftlichen Gutes: Das 1722 erbaute,von einem Wassergraben umgebene Herrenhaus war baufällig,dem Eingang gegenüber lagen Viehställe, einfache Wirtschaftsgebäude und der Misthaufen. Im Garten standen ungepflegte Obstbäume, und man konnte ungehindert vom Schloss bis zu den Türmen der Fabrikschornsteine der Stadt Cottbus sehen, die damals 9000 Einwohner hatte.












Nach allen Seiten dehnte sich eine kahle Ebene aus, bestanden mit mageren Kiefernbeständen. Die nahe Spree lief unreguliert und überschwemmte alljährlich die Siedlungen und das Agrarland. Das Dorf Branitz lag zu gut einem Viertel im heutigen Schlosspark. Fürst Pückler ging mit großem Engangement ans Ausräumen, um sich Terrain für seine gartengestalterischen Aktivitäten zu schaffen. An seinen Freund, den Hofgärtner Sello in Potsdam-Sanssouci schreibt er am 2. Oktober 1848, knapp zwei Jahre nach seinem Einzug in Branitz: " Wenn Sie mich künftiges Jahr besuchen, vergessen Sie nicht, dass hier tabula rasa war und was Sie finden werden, bis auf das Schloss und einige hundert alte Bäume, die auf kleineren Raum von zwei Morgen beschränkt, der einzige vorhandene Kern der ganzen Anlage war." Im Jahr zuvor hatte Pückler damit begonnen, Dorfbewohnern ihren Besitz abzukaufen und am südlichen Dorfrand neue Häuser für sie zu errichten; städtebaulich und dorfplanerisch ziemlich willkürlich, wie man heute im nachhinein weiß. Der Park dagegen gewann an Wert und Größe, das Areal war am Ende mit 38 ha doppelt so groß wie zuvor. Der Umbau von Schloss, Terrasse und früherem Gutsbereich zu einem harmonischen Schlossgebilde wurde stark von Gottfried Semper geprägt.












Im Park pressierte es dem großen Gartenschöpfer ganz gewaltig. Mit kleinen Bäumen gab er sich nicht zufrieden. Aus allen Richtungen ließ er fast ausgewachsene Bäume herbeischaffen und schuf damit zunächst einmal die Parkkonturen; ähnlich verfährt man heutzutage auch bei den großen Bundes- und Internationalen Gartenschauen, wo es ja ebenfalls darauf ankommt, in kurzer Zeit parkartige Strukturen zu bilden. Pückler holte sich aus einem Umkreis von 20 Kilometer alles, was er an Großbäumen brauchen konnte. Einmal musste in Cottbus ein Stadttor abgedeckt werden, damit ein Baum durch konnte. In Branitz und Cottbus fiel reichlich Schadenersatz für Fensterscheiben an, die beim Baumtransport zertrümmert wurden.












Was ist das nun für ein Garten, den Pückler als sein letztes Vermächtnis in Branitz schuf? Er gestaltete eindeutig im Zeichen des aufklärerischen englischen Gartenstils. Und der ist geprägt von zwei Begriffen: Empfindung und Bedeutung. Sie prägen den Landschaftsgarten, wie er hundert Jahre zuvor von England aus allmählich den Kontinent eroberte. Die Idee dieses Gartenstils: Die Symbolhaftigkeit bestimmter, der Natur abgeschauter Gestaltungselemente soll den Geist beflügeln, ihm neue Nahrung geben, letztlich das neue Lebensgefühl ausdrücken, das den Menschen in Harmonie mit der Natur sieht. Dies verlangt vom Menschen auch, dass er sich auf die Pflanzenwelt einlässt, sich in das Wesen der Pflanzen, der Natur hineinbegibt, um im Wechsel zwischen Verinnerlichung und Distanz etwas von der neuen Freiheit zu spüren, die ihre Kraft aus einer wertgleichen Partnersc schöpft. Das ist der geistig-philosophische, der neue existentielle Ansatz, der den Stil des englischen Landschaftsgartens bestimmt.












Die ästhetischen Überlegungen und Pücklers aristokratisch-demokratische Weltanschauung gehen in seiner Garten- und Parkgestaltung eine Verbindung ein. Linde, Esche, Erle, Birke, Rosskastanie, Ahorn, Eiche, Buche, Hainbuche, Robinie und Pappel besitzen eine Individualität, gelten als gleichberechtigt. Pückler erreicht das dadurch, dass er den Baum einzeln stellt oder als Solitär 20 oder 30 Meter vor eine rahmenbildende Pflanzung plaziert. Oder er stellt einen bestimmten Baum ans Ende oder an den Anfang einer größeren Pflanzung, zwei bis fünf Meter von den übrigen Pflanzen entfernt. Der Baum kann so seine Krone besser entfalten als die anderen, enger stehenden Gehölze. Der Fürst unterscheidet in Solitärs, die wie Plastiken im Raum stehen und in Halbsolitärs, die als Eckbäume ihre Krone zur Hälfte oder zu zwei Dritteln ausbilden und dabei noch als Element der Pflanzgruppe empfunden werden.












Beim Wandern durch die künstlich geschaffene Landschaft scheinen immer wieder neue Bildfolgen auf; dieser Wechsel wird durch den sich verändernden Sonnenstand und den Wandel der Jahreszeiten verstärkt. Zudem erlebt der Garten langfristige Veränderungen, neue Bildkompositionen, Strukturen, Formen und Farben durch die Alterung und den Generationswechsel der Bäume. Der Park, wie ihn Fürst Pückler konzipierte, setzt sich aus drei Hauptbereichen zusammen. Da sind zunächst einmal die Schmiedewiesen, ein einfach und sehr offen gehaltener Eingangsteil; dann der Pleasure-Ground, ein ursprüngliches Element aus dem englischen Vorbild dieses Gartenstils und der Schlosspark. Den erweiterte der fast 70-jährige Pückler im Jahre 1864 von 38 auf 50 Hektar. Wichtig auch der dauernde Wechsel von Berg und Tal. Das Material für die Hügelaufschüttungen bekam Pückler aus den Seen, die er anlegte: dem Schloßsee, dem Schwarzen See, dem Schilf-, Weiden- und Bergsee. Unmittelbar am Bergsee zieht sich eine Hügelkette hin, der Seeberg mit seinen Ausläufern; zu seinen "Baumplastiken" gesellte Pückler die "Erdplastiken", eine Art von Geländemodellierung, die raumbildende Erhebungen in Bezug setzt zu Seen und Tälern.












Wesentliches Merkmal des englischen Gartenstils, wie ihn Fürst Pückler entwickelte, war die Idealisierung der Natur: Die Natur im Idealzustand, möglichst von Anfang an gewachsen; Niedergang und Bruchstückhaftes wird nicht geduldet. Der Park bedarf der dauernden Pflege, des Herausschneidens, Fällens und Nachpflanzens. Dem Fürsten kam es auf das in sich stimmige Bild an, er duldete keine Kompromisse. An Prinz Karl von Preußen, dem er seine "Andeutungen über Landschaftsgärtnerei" widmete, schrieb Pückler: "Darf ich dabei als alter Praktiker mir einen Unterthänigen Rat erlauben, so bitte ich Euer Hoheit nur um eins, nie bestehen zu lassen, was Ihnen nach der Ausführung nicht gefällt. Wenn meine Anlagen Euer Hoheit einigermaßen befriedigt haben, so ist es nur der festen Beobachtung dieses Grundsatzes zu danken. Es gibt wenig Stellen darin, die nicht retouchiert wurden, viele die zehnmal umgeworfen und neu gemacht worden sind. Ich bin in dieser Hinsicht unerbittlich, und wäre ohne dies wenigstens noch einmal so weit in meinen Anlagen gediehen, so würden dann aber auch schwerlich viel Vorzug vor allen übrigen haben. Mit der Zeit schärft sich der Blick und man ändert seltener, und Irrtum fällt immer noch vor."












Der Fürst selbst kam kaum dazu, seine Gärten zu genießen und hatte deshalb zu seinen Schöpfungen immer ein zwiespältiges Verhältnis: Er liebte sie und sie waren ihm zugleich eine Last; er war pedantisch und kämpfte nicht nur mit der Natur, sondern immer mit seinen Geldgebern, Freunden und Gärtnern. Gentleman-like, ganz in englischer Manier, untertrieb er lieber und enthielt sich weitgehend des Ausdrucks der Begeisterung und Euphorie. So gesehen, sind die Sätze, mit denen er am 17.10.1859 in einem Brief an seine Freundin Ludmilla Assing seine Empfindungen wiedergibt, recht bemerkenswert. Pückler schreibt: "Ich gestehe, daß Branitz mich diesmal vor dem Abschied mehr angezogen hat als ich dies sonst je empfunden. Wir hatten aber einen unvergleichlichen Herbst mit so köstlichen Beleuchtungen über dem wirklich smaragdgrünen Rasen, einer solchen Farbenpracht des Laubes in rot, orange, violett und allen Nuancen von grün, durchschimmert von Sonnengold, daß zuweilen jenes kindliche Entzücken über mich kam, wo auf Augenblicke das beschränkte Ich in der Seeligkeit des Allgemeinen, des Göttlichen aufgeht."












Hermann Fürst von Pückler-Muskau starb im Jahre 1871. Seine Erben hatten ähnliche Probleme wie er mit dem Geld. Nach dem ersten Weltkrieg war das Gut Branitz so verschuldet, dass ein staatlicher Verwalter eingesetzt wurde. Die Parkpflege übernahm die Stadt Cottbus. Das Schloss und das Herz des Parks, die Schmiedewiesen, blieben im Besitz der Familie. 1945 wurde das Gut Branitz im Zuge der Bodenreform enteignet. In den 70er und 80er Jahren wurde vieles restauriert, in den alten Zustand zurückversetzt und Bestandserneuerungen im Park durchgeführt. Viele der Landschaftsbilder, wie sie sich Pückler erträumt und in die Wirklichkeit umgesetzt hat, sind noch erhalten. Der Bereich um den Schilfsee wurde wieder hergestellt, so wie er ursprünglich war. Anfang der 80er Jahre installierte man in die Parkanlagen Bewässerungssysteme samt Wassergräben und Kanalisation, um Nachteile aus dem Grundwasserabzug durch den nahe gelegenen Kohleabbau zu vermeiden. Branitz gehörte in der ehemaligen DDR zu einem wichtigen touristischen Anziehungspunkt.












Hermann Fürst von Pückler-Muskau ließ Branitz zwischen 1846 und seinem Todesjahr 1871 anlegen. Pückler war 30 Jahre lang auf Reisen gewesen und brachte sein Gesehenes in den Landschaftspark mit ein. Bereits 1850 hatte Pückler den Plan einer gemeinsamen Begräbnisstätte für sich und seine Frau Lucie gefasst. "Antik gelebt, antik gestorben" ist eines seiner Schlagwörter gewesen.Mit Blick von dem einst 1868 angelegten Panoramaweg, rücken Wasser und Landpyramide sowie der Hermannsberg in eine Ebene, so wie es der Fürst bei den Pyramiden von Giseh gesehen hatte.












"Gräber sind die Bergspitzen einer neuen Welt" steht auf dem grünen Gitter auf der Spitze der Landpyramide. Das Grab Pücklers und seiner Gräfin jedoch befindet sich von Wasser umgeben im inneren der Wasserpyramide. 1854 verstarb bereits Lucie und wurde auf dem alten Branitzer Friedhof bestattet. 1884 erfolgte die Exhuminierung des Leichnams Lucies. Sie wurde in der Wasserpyramide nachbestattet. Auf einer kleinen Insel neben der Pyramide steht noch heute ein Kreuz, befestigt auf einem Stein. Es ist das alte Grabkreuz Lucies, das 1884 mit umgesetzt wurde. Zu einer regelrechten Klettertour gestaltet sich der Weg hinauf auf den Hermannsberg, der höchsten Erhebung im Park. Von hier aus blickte Pückler einst in Richtung Stadt. Das Schloß ist aus der Ferne niemals ganz zu erfassen. Immer ist etwas verdeckt oder geradezu verschleiert. Auf dem Weg zum Schloß folgt der Besucher einer langsamen Dramaturgie. In voller Größe kann er das Bauwerk erst erkennen, wenn er unmittelbar davor steht.









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